I. Karma Yoga die Philosophie der Bhagavad Gita

Eine der wichtigsten Lehren der Bhagavad Gita stellt die Philosophie des Karma Yoga dar. Das Wort Karma bedeutet Handeln (Sanskrit: कर्म karman, Pali: kamma „Wirken, Tat“). Jede Handlung, die wir begehen, zieht eine weitere Handlung (Konsequenz) nach sich. Wenn wir eine Handlung begehen und von vorne herein mit einer Belohnung rechnen, so machen wir uns zum Sklaven der eigenen Erwartung, ganz gleich, ob diese positiv oder negativ für uns ausfällt. So können wir unseren Verstand nicht auf unsere Tätigkeit fixieren und werden ständig verfolgt von dieser Motivation. Das klassische Beispiel: Wenn wir jemanden um Hilfe bitten und ihn nicht dazu verpflichten uns zu helfen, er aber freiwillig absagt, so fällt in den meisten Fällen die Stimmung so aus, dass der Mensch dann sauer und beleidigt oder enttäuscht ist von demjenigen, der ihm nicht geholfen hat.
Die grundsätzlichen Unterschiede gibt es beim Karma dennoch. Es gibt Karma, Vikarma und Akarma.

Karma:  Wer nach Karma handelt, der führt bewusst Tätigkeiten aus und bindet sich an das jeweilige Ergebnis. Er gestaltet seine Handlungsweise so, dass er eine bestimmte Belohnung dafür erhält und jedes Mal nach so einem Handeln, werden neue karmische Knoten erzeugt. Der Mensch schafft sich so immer wieder neues Karma, in dem er ständig etwas erwartet. Und wenn er sein erwartetes Ergebnis nicht zur rechten Zeit erhält, muss er wiedergeboren werden. Bei der nächsten Reinkarnation vergisst er das objektive göttliche Gesetz und handelt wieder nach Karma. Jetzt bekommt er vielleicht das Ergebnis aus dem letzten Leben zu spüren, aber kaum ist ein Leben vergangen, hat er wieder neue Wünsche geschaffen, wieder neue Motivationen. Ein Handeln nach Karma führt im Endeffekt dazu, dass man ständig im Kreislauf der Wiedergeburt (Samsara) wandelt und die Seele keine Ruhe findet, weil Karma nicht abgearbeitet werden kann.

Vikarma:  Wer nach Vikarma handelt, der versteht zunächst einmal, dass eine Tätigkeit, die er ausführen will, nicht mit seinem Gewissen vereinbar ist und er sich auf jeden Fall sicher ist, dass das Ergebnis dieser Tätigkeit kein gutes sein wird. Dennoch spielen das Schicksal und die Umstände so mit, dass er nicht anders kann, als eben diesen Fehler zu begehen. So wird neues Karma geschaffen als Konsequenz unter dem Einfluss der Handlungsweise des Vikarma. Vikarma zählt zu der schlechtesten Form des Karma, da die Konsequenz der Handlung stärker ausfällt, weil man hierbei BEWUSST gegen objektive Gesetze des Seins verstößt.

Akarma:  Jemand, der nach Akarma handelt, handelt bewusst und aktiv, betrachtet aber nicht die Früchte seiner Tat, also er bindet sich nicht an das Ergebnis der Tat. Akarma ist der Höhepunkt der Karma-Yoga Lehre von Krishna an Arjuna, wo Krishna versucht zu vermitteln, dass jedes Lebewesen seiner vorgeschriebenen Pflicht nachkommen muss, aber nicht nach dem Ergebnis streben sollte, folglich sollte eine Tat nicht gemacht werden, nur um eine Belohnung dafür zu erhalten. Akarma kann man auch auffassen als die Nicht-Tat, also Untätigkeit. Die Veden jedoch sagen ganz eindeutig:

„Seiner Pflicht, auch wenn mangelhaft selbst nachzugehen
Ist viel wichtiger als die fremde fein zu bestehen.“

Außerdem rät Krishna ebenso von der Untätigkeit ab:
„Lass weder die Frucht deine Motivation zum Handeln sein, noch neige dich zur Untätigkeit.“

Jedoch wenn man nach Akarma handelt, so spielt das Gewissensprinzip die entscheidende Rolle: Was du nicht willst, dass man dir tut, das füge auch keinem anderen zu.

Der blinde König Dhritarashtra und sein Wagenführer Sandjaja, der dem König über die Ereignisse auf dem Kurukshetra berichtet.

II. Gründe für die Schlacht Mahabharata

Im Fall Arjuna, war von vorne herein klar, dass die Pandavas gewinnen sollten, da Arjuna mit seinem Bogen Gandiva und all seinen Waffenkünsten praktisch unbesiegbar war und alleine die ganze Welt besiegen konnte. Doch kurz vor der Schlacht fängt Arjuna an zu zweifeln, ob es wirklich das Heil für alle wäre, wenn er unter anderem seine Verwandten abschlachten würde. Krishna hat erkannt, dass Arjuna seine Mission vergessen hat und musste ihm die Bhagavad-Gita offenbaren, um ihn wieder an seine vorgeschriebene Pflicht zu erinnern. Arjuna, der im Vergleich zu Krishna keine tiefgründige geistige Praxis gemacht hat, konnte sich nicht an seine vorigen Leben erinnern, um festzustellen, dass er der Weise Nara und Krishna der Weise Narayana war. Dadurch, dass Arjuna seine vorigen Leben nicht kannte, wusste er sein endgültiges Lebensziel nicht. (Bhagavad-Gita 4.5: „Der Segenspendende Herr sprach: Viele, viele Geburten haben sowohl du als auch Ich hinter uns. Ich kann Mich an sie alle erinnern, doch du kannst es nicht, o Bezwinger des Feindes.“)

Arjuna, der dritte Bruder der Pandavas, hat zusammen mit seinen Brüdern und Krishna eine Schlacht veranstaltet, bei der die Kauravas (Ihre Feinde) besiegt werden sollten. Der primäre Grund für die große Schlacht auf Kurukshetra war, dass die Kauravas, genauer erwähnt, der törichte älteste Bruder der Kauravas, Duryodhana, sich weigerte, den Pandavas ihr halbes Königreich zurückzugeben. Nebenher muss erwähnt werden, dass das Kali-Yuga kurz vor der Tür stand und, wie man aus Vedischen Schriften mitbekommt, vor jedem Wechsel der Zeitalter, es eine große Vernichtung gibt, damit die entsprechende Gesellschaft, nach dem Beginn des neuen Yugas, auch in der nachfolgenden Zeit bestimmte Eigenschaften entwickeln kann.

Zu einer vollständigen geistigen Evolution gehört dazu, dass man sowohl die guten, als auch die schlechten Seiten der Gesellschaft, der Existenz und des Allmächtigen (Paramatma) kennt, um dementsprechende Qualifikationen zu erhalten und um selber zu einer vollkommenen Gottheit zu evolutionieren. Da wir aber im Satya-Yuga (Krita-Yuga), Treta-Yuga und Dvapara-Yuga fast ausschließlich nur die positiven Seiten des Lebens zu sehen kriegen, brauchen wir eine Art Schlag ins Gesicht, um das Wahre zu erkennen. Leben ist nicht ohne Tod möglich, wenn wir einmal geboren wurden, müssen wir sterben. Wenn die Sonne morgens aufgeht, erleben wir den Morgen, dann den Mittag, den Abend. Irgendwann ist die Sonne vollständig weg und wir haben die Nacht. So verhält es sich auch mit den vier Zeitaltern – es kann nicht immer hell sein, irgendwann muss es auch mal dunkel sein. Genau so kann nicht immer die Sonne scheinen, es muss auch mal regnen.

Unsere Götter, die sehr mitfühlend mit uns sind, haben für uns diese große Schlacht veranstaltet, die letztendlich zum Tod von über einer Milliarde Krieger geführt hat. Durch die Zerstörung der alten Gesellschaft vor ca. 5000 Jahren wurde das Gute fast vollständig ausgerottet – laut den Veden ist das Dharma (Gerechtigkeitslehre) im Kali-Yuga nur noch zu 1/4 vorhanden. Das gibt den bösen Mächten, den Dämonen und kosmischen Parasiten, die Möglichkeit, ihre Philosophien zu verbreiten und auf Kosten von unserer Existenz, Arbeit und Leistung zu parasitieren. Das Hauptinstrument der dämonischen Macht ist die Lüge. Unsere mitfühlenden Götter haben uns zu Liebe die Feinde auf unseren Planeten gelassen, damit wir selbstständig, ohne der Unterstützung von außen, die Eigenschaften entwickeln, die wir brauchen, um vollkommene Gottheiten zu werden. Diese Eigenschaft besteht darin, den klaren Verstand (1. Meinung eines kompetenten Menschen; 2. Meinung unserer Ahnen – die Veden; 3. Unsere eigene Erfahrung) zu entwickeln und so die Immunität gegen die Lüge zu erhalten. Natürlich könnten unsere Ahnen und Götter unsere Leiden vermindern und uns immer und immer wieder vor den Lebensgefahren, wie z.B. der Lüge beschützen, aber Kinder werden doch auch nur zum bestimmten Zeitpunkt unterrichtet, beschützt und unterstützt. Irgendwann ist man selber für sich zuständig und genau das ist der Zeitpunkt, in dem wir uns gerade befinden, also im Kali-Yuga. Wenn wir nicht an der eigenen Haut die Lüge erleben, können wir sie nicht entlarven. Wir brauchen also den Kontakt zum Bösen, um festzustellen, wie es ist, damit wir selber unsere Eigenschaften entwickeln, die uns dabei helfen, das Böse zu erkennen und es zu eliminieren. Wir haben jetzt die Möglichkeit selbstständig zu sein und selbstständig die Eigenschaften zu erhalten, die uns gleich mit dem Allerhöchsten machen, denn unser Urvater und unsere Ahnen sind daran interessiert, dass wir genau so werden wie sie auch.

Das Mitgefühl unserer Ahnen und Götter war und ist immer noch groß. Sie kamen persönlich auf diese Erde, um die Mahabharata zu veranstalten, die ihren Höhepunkt in der Schlacht von Kurukshetra erreicht.

1. Gottheit: Bhishma. Er ist Shantanu’s und Ganga’s Sohn und Großvater der Pandavas und Kauravas. Er ist die Reinkarnation der Gottheit Vasu.

2. Gottheit: Karna. Er ist der erste Sohn von Kunti, sein Vater ist Gott Surya. Karna ist die Reinkarnation des Sonnen-Gottes Surya.
Besonderheit bei den Pandavas: Alle Pandavas wurden von Göttern gezeugt und sind somit Kinder von Göttern! Pandu war der Ehemann von Kunti und Madri (Pandus Zweitfrau), der konnte aber keine Kinder zeugen.

3. Gottheit: Yudhishthira. Der älteste der Pandavas. Bekannt für seine Ehrlichkeit und das Befolgen des Dharma. Er ist die Reinkarnation des Gerechtigkeits-Gottes Dharma (Yama, Dharmaraja).

4. Gottheit: Bhimasena. Der zweitälteste der Pandavas. Bekannt für seine übermenschliche Kraft. Er ist die Reinkarnation des Wind-Gottes Vaju.

5. Gottheit: Arjuna. Der drittälteste der Pandavas. Bekannt für seine Kraft und seinen Umgang mit Waffen. Er ist die Reinkarnation von Indra.

6. + 7. Gottheit: Nakula und Sahadeva. Zwillinge. Bekannt für ihren wunderbaren Umgang mit Waffen. Sie sind die Reinkarnation von den Ashvini-Göttern (Ashvini-Zwillinge).

8. Gottheit: Draupadi (Krishna – wird als „die Schwarze“ übersetzt). Tochter des Königs Drupada. Sie wurde aus dem Feuer einer Yagja (Opfergabe) geboren. Frau der fünf Pandavas. Sie ist die Reinkarnation vom Feuer-Gott Agni.

9. Gottheit: Vidura. Der Jüngste von seinen Brüdern Dhritarashtra und Pandu. Sein Vater ist der Weise Krishna-Dvajpayana (Vyasa). Er ist die Reinkarnation vom Gerechtigkeits-Gott Dharma (Yama, Dharmaraja).

10. Gottheit: Balarama. Der ältere Bruder von Krishna. Er ist die Reinkarnation von dem Gott Shesha (Schlange). Shesha ist ein Diener Vishnus. Durch die Praxis seiner Askesen hält er die Existenz der Welten aufrecht.

11. Gottheit: Krishna. Geboren im Stamm Yadu. Sohn von Devaki und Vasudeva. Er ist der Avatar von dem Gott Vishnu. Vishnu ist verantwortlich für die Erhaltung von konkret unserem Universum.

Natürlich sind das nicht alle Götter, die bei der Planung dieser großen Schlacht mitgeholfen haben. Viele Götter tauchen manchmal im Hintergrund auf, um kleine Hilfestellungen zu geben. So taucht z. B. Gott Shiva auf, an einer Stelle, um die Kampfkunst und Kampffähigkeit von Arjuna zu testen und an anderer Stelle verleiht Shiva dem Feind der Pandavas, also Ashvathaman, seine Kraft, damit er, nach dem Sieg der Pandavas über die Kauravas, die restliche Armee der Pandavas vernichten kann. Das wurde geplant von Shiva, denn nach seinen Worten hieß es, dass es Zeit wäre für die Pandavas zurück zu ihren Gottheiten (Vätern) zu kehren.

Krishna unterrichtet Arjuna auf dem Kurukshetra

III. Weitere Übersetzungsvarianten

1. Übersetzung (unsere Variante): Nikita Arndt

„Strebe nicht nach Gewinn, seinen Genuss brauchst du nicht,
Doch sollst du ebenso von der Untätigkeit absehen.
Auf der Erde bilden Freude und Trauer das ängstige Geschehen
So verzichte darauf! Und finde im Yoga die Einheit, das Licht.
Vor Yoga ist anderes Handeln fälschlich und nichtig
Und jämmerlich sind jene, die versuchen erfolgreich zu werden
Verwerfe nicht nur die Sünde, auch den Verdienst
Wer den Weg zum Yoga kennt, erlangt Höchstes Bewusstsein“

2. Übersetzung: Undine&Jens (6. Absatz von unten)

„Übe dich im Handeln, aber begehre nicht die Früchte davon. Lass weder die Frucht deine Motivation zum Handeln sein, noch neige dich zur Untätigkeit. Sei voller Hingabe, widme dich dem Werk, löse jegliche egoistische Anhaftung, oh Dhananjaya, und sei der Gleiche in Erfolg und Misserfolg. Diese Gelassenheit wird der Yoga der Hingabe genannt. Diese Hingabe, oh Dhananjaya, ist weit bedeutender als das Werk selbst. Suche Zuflucht in dieser Hingabe! Bedauernswert sind jene, die nur für die Früchte arbeiten. Wer Hingabe hat, kann noch in dieser Welt das ichhafte (karmische) Handeln abwerfen. Widme dich deshalb der Hingabe. Diese Hingabe ist die große Weisheit im Handeln.“

3. Übersetzung: Leopold von Schröder, Jena 1922

„Bemühe nur dich um die Tat, doch niemals um Erfolg der Tat!
Nie sei Erfolg dir Grund des Tuns, – doch meid‘ auch Tatenlosigkeit!
In Andacht fest, tu deine Tat! Doch häng‘ an nichts, du Siegreicher!
Lass den Erfolg ganz gleich dir sein, – der Gleichmut ist’s, der Andacht heißt.
Die Tat steht ja, du Siegreicher, unter des Geistes Andacht tief!
Im Geiste such die Zuflucht du! Kläglich, wen Tatenfrucht bewegt.
Beides, Guttat
und Übeltat, gibt der Andächt’ge völlig auf;
Drum weihe ganz der Andacht dich! Andacht bringt Heil auch bei der Tat.“

4. Übersetzung: A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada (Seite 61)

„Du hast das Recht, deine vorgeschriebene Pflicht zu erfüllen, aber du hast keinen Anspruch auf die Früchte des Handelns. Halte dich niemals für die Ursache der Ergebnisse deiner Tätigkeiten und hafte niemals daran, deine Pflicht nicht zu erfüllen. Sei fest im Yoga verankert, o Arjuna. Erfülle deine Pflicht, und gib alle Anhaftung an Erfolg oder Misserfolg auf. Solche Ausgeglichenheit des Geistes wird Yoga genannt. O Dhanañjaya, befreie dich von allen fruchtbringenden Tätigkeiten durch hingebungsvollen Dienst, und ergib dich völlig in dieses Bewusstsein. Diejenigen, die die Früchte ihrer Arbeit genießen wollen, sind Geizhälse. Jemand, der im hingebungsvollen Dienst tätig ist, befreit sich schon in diesem Leben sowohl von guten als auch von schlechten Reaktionen. Deshalb strebe nach Yoga, o Arjuna, der Kunst aller Arbeit.“

5. http://schriften.yoga-vidya.de/…/deutsche-ubersetzu…/page/3/ (02.47-50)
„Dein einziges Recht ist es zu wirken, und kein Anspruch hast du auf die Früchte deines Tuns. Lass weder die Früchte deiner Handlung dir Motiv zur Handlung sein, noch wende dich zum Müßiggang.
So handle, Oh Arjuna, und sei fest im Yoga, gib Bindungen auf, und bewahre Gleichmut in Erfolg und Misserfolg. Ausgeglichenheit im Geiste, Gleichmut wird Yoga genannt.
Handeln ist dem Yoga der Weisheit weit unterlegen, Oh Arjuna. Nimm Zuflucht bei der Weisheit, unglücklich sind die, für die die Früchte Motiv der Handlung sind.
Der Mensch, der Weisheit besitzt, weist in diesem Leben gute wie auch schlechte Taten von sich; deshalb widme dich dem Yoga; Yoga ist Geschickt im Handeln.“

Wer Interesse für das Lesen des Epos Mahabharata entwickelt hat, um unter anderem selbstständig die Erfahrung unserer Ahnen und ihre Weisheiten, die sie für uns hinterlassen haben, zu erfahren, hat die Möglichkeit bei uns alle 18 Teile des Epos in einer Bücherreihe bestehend aus sechs Bändern zu erwerben. Dazu schreibt uns bitte eine E-Mail an info@yogaschule-minz.de

Viel Spaß beim Lesen!

Verfasst von Nikita Arndt

Wir, die Yogaschule Minz, veranstalten wöchentlich sonntags einen offenen Leseabend im Zoom, bei dem die Mahabharata gelesen und kommentiert wird. Den Link dazu bekommt man in dieser Gruppe im Telegram: https://t.me/yogaschule_minz_projekte