Wie es Forschungsarbeiten zeigen, ist die richtige Ausführung einer Asana individuell und anatomisch bedingt.

Ich unterscheide meine persönliche Yogapraxis in die vor- und nach dem Durchsehen des Filmes „Anatomy for yoga“, den der Professor des California Institute for Human Science, Paul Grilley, herausgebracht hat. Paul ist ein Apologet der anatomischen Herangehensweise zur Arbeit mit dem Körper und dem Aufbau der Asanas.

Am Beispiel seiner Studenten zeigte Grilley anschaulich, dass wir alle verschieden sind. Früher habe ich diese Wahrheit einfach als Fakt wahrgenommen, habe mir aber niemals ernsthafte Gedanken darüber gemacht, was eigentlich „verschieden“ bedeutet.

Verschieden sind wir nicht nur wegen unserer Haut- und Augenfarbe, sondern auch wegen unserer unterschiedlichen Biegsamkeit, Körperkonstitution, der Veranlagung zur Fülle, oder Dürre. Manche können stundenlang in der Hocke sitzen, ohne ein Diskomfort zu empfinden, bei anderen, kommen die Fersen gar nicht erst zum Boden, für manche ist es sehr leicht, den Ellbogen hinter den Kopf zu strecken, für andere ist es die reinste Qual.

Auch wenn jeder von uns zwei Hände und zwei Beine hat, einen Kopf, einen Hals, sind wir anatomisch gesehen, doch alle anders. Der Skelettaufbau, den wir oft vergessen, solange wir uns nicht auf der Yogamatte befinden, oder unseren Verletzungspunkt erreichen, bestimmt, wie wir unseren Körper im Raum bewegen können.

Wie auf dem Bild

Wir sind es gewohnt die Asanas auf Fotos zu sehen, oder von Yogalehrern ausgeführt und versuchen aus allen Kräften, damit es so aussieht, wie bei ihnen, oder auf dem Bild und vergessen dabei, warum wir eigentlich Yoga machen. Stellen Sie sich nur vor, wir gehen in einen Wald und nehmen ein aus einer Zeitschrift ausgeschnittenes Bild von einer großen Eiche und fangen an, die Schönheit der Bäume um uns herum, mit diesem „Standard“ zu vergleichen. Lächerlich, nicht wahr, aber im Leben machen wir oft eben das, vor allem, wenn es um unseren Körper geht und unser Aussehen. Die „Richtigkeit“ wird in Yoga nicht dadurch bestimmt, wie die Asana, von außen betrachtet, aussieht, sondern dadurch, wie sie sich von Innen anfühlt und dadurch, ob sie unter Berücksichtigung der individuellen Besonderheiten aufgebaut ist und ob sie zu unserem Wohl „arbeitet“. Die Asana, sie ist kein endgültiges Ziel, sie ist das Spiegelbild dessen, wie wir physisch beschaffen sind und an welchem Punkt wir uns gerade in der Arbeit mit unserem Körper befinden.

Nach den Aussagen von Paul Grilley dehnen sich die Muskeln bei regelmäßigen Trainingseinheiten nach ein paar Monaten, danach fängt die Arbeit mit den Sehnen an, was von einem halben Jahr, bis zu mehreren Jahren dauern kann. Manchmal aber kommt als „Hindernis“, auf diesem Weg die eine, oder andere Asana zu erlernen, die Form und der Aufbau der Knochen und der Gelenke. Man sollte das jedoch nicht als Einschränkung betrachten, sondern als eine einzigartige natürliche Besonderheit. Das gibt Ihnen, als Praktizierenden die Motivation, wenn er sich auf einer Yogamatte wiederfindet, nicht nach links und rechts zu schauen, um ein richtiges Beispiel zu suchen, sondern anzufangen auf seine inneren Empfindungen zu „hören“, als ob Sie ein durch die Jahre falsch spielendes Musikinstrument wieder stimmen wollen.

Auch wenn jeder von uns zwei Hände und zwei Beine hat, einen Kopf, einen Hals, sind wir anatomisch gesehen, doch alle anders. Der Skelettaufbau, den wir oft vergessen, solange wir uns nicht auf der Yogamatte befinden, oder unseren Verletzungspunkt erreichen, bestimmt, wie wir unseren Körper im Raum bewegen können.

Yoga

Anstatt dagegen anzukämpfen, sollte man sich mit seinem Körper anfreunden und die Regelmäßigkeit der eigenen Praxis in Betracht ziehen. Die „Regelmäßigkeit“, das ist nicht nur der Unterricht einige Male pro Woche im Studio und auch nicht die tägliche eigene selbstständige Praxis. Das regelmäßige Yoga ist die Position des Körpers, wenn sie ungezwungen mit einem geraden Rücken und nach hinten abgesenkten Schultern am Arbeits-, oder Mittagstisch sitzen und gleichmäßig, das Gewicht auf beiden Beinen verteilend, gehen. „Die Gravitation hat kein Wochenende, das ist der lautlose Killer, der Sie Richtung Erde zieht“, erinnere ich mich an die Worte eines Yogalehrers in Indien, jedes Mal, wenn ich mich erwische, wie ich mich an die Türen in der U-Bahn lehne, oder meine Schultern sitzend vor dem Computer krümme.

Wenn es scheint, dass das Sitzen auf dem Boden mit ausgestreckten Beinen, eine unnatürliche Position des Körpers ist und dass das Stehen mit nach vorne eingedrehten Schultern, den Brustkorb dabei nach Innen gezogen, den Rücken verrundet, mit dem nach vorne herausgehängten Bauch, viel bequemer ist, schauen Sie Kinder an. Sie können stundenlang auf dem Boden, mit einem geraden Rücken sitzend, spielen und wie es scheint, ohne die geringste Anstrengung. Sobald wir erwachsen werden, lernen wir „falsch“ zu sitzen, falsch zu gehen und versichern uns selber fälschlicherweise in dem, dass „leichter“, „bequemer“ bedeutet.

Unser Skelett, ist eine einzigartige, bis in die Kleinigkeiten durchdachte Konstruktion, die ausreichend stabil ist, um uns in einer vertikalen Lage, ohne die Hilfe der Muskeln zu halten. Bei einer falschen Lage der Wirbelsäule nur dafür, um zu stehen, aktivieren wir Muskeln, die zu ihrer Hauptfunktion, jetzt auch der Erdanziehungskraft entgegenwirken müssen, damit wir in einer vertikalen Lage gehalten werden. Das führt zur Müdigkeit, Schmerzen im Rücken und im Nacken. Leider ist der Schmerz, die einzige Sprache des Körpers, auf die wir zumindest ein bisschen hören und ohne Übersetzer verstehen: Schmerz heißt, etwas stimmt nicht.

Unser Körper sagt uns, es ist Zeit, die Schultern und den Brustkorb auszubreiten, den Bauch einzuziehen, aufzuhören zum Boden zu schauen und sich neu an die anatomisch richtige Position des Körpers gewöhnen.

Solange wir es nicht gelernt haben, den eigenen Körper zu fühlen, brauchen wir jemanden der uns sagt, welche Muskeln wir aktivieren sollen, welche entspannen, welche Empfindungen wir im Körper beobachten sollen. Der Lehrer weiß, dass wir es einfach verlernt haben „im Körper zu sein“ und er gibt uns Ratschläge und schubst uns in die richtige Richtung. Er ist die Person, die sagt, der Bleistift ist hinter unserem Ohr, während wir uns umschauen und ihn hektisch in den Taschen suchen.

Allen eine effektive Praxis!

Autor unbekannt.