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Beinschmerzen das grundlegende Hindernis

„Alles, was eingrenzt, ist auch ein Weg,

welcher zur Befreiung führt.“

Gyalvang Karmapa der IX.

„Nichts ist ewig“

Patrul Rinpoche

Einleitung

Anfängliche Yogapraktiker treffen überall auf physische Unannehmlichkeit – öfter, wenn sie Asanas üben, ganz besonders aber wenn sie versuchen, mit aufrechtem Rücken und gekreuzten Beinen zu sitzen, um innere Praktiken des Pranayama, der Konzentration oder Meditation zu machen. Oft wird der physische Schmerz in den Beinen oder im Rücken eine seriöse Prüfung auf dem Weg und sogar ein Grund für den Verzicht auf die Praxis. Eine Sache ist wenn man von Zeit zu Zeit übt, und die andere – lange und intensive Retreats, wo man mehrere Stunden sitzen muss und wo der Schmerz standardmäßig zum Feind wird, der dich immer „begleitet“.

Meister der Meditation vergleichen den Körper mit einem Glas und den Verstand mit dem Wasser im Glas. Solange das Glas ruhig und ohne Bewegungen steht, ist der Verstand ruhig, wie die Oberfläche eines Bergsees. Wenn man jedoch das Glas auf eine unebene Fläche stellt, es dreht oder zupft, wogt das Wasser darin und kann sich nicht „beruhigen“: dann ist der Verstand gleich einem Bergfluss. Die Verbindung des Verstands und des Körpers ist eindeutig für diejenigen, die praktizieren. Auch bestätigen moderne Wissenschaftler, dass der Zustand des Körpers auf den Verstand projiziert wird, der Zustand des Verstands aber hinterlässt Spuren im Körper.

Die effektive Meditation und Konzentration hängt zum Großteil von der Körperposition während der Praxis ab: je beständiger es sich in der meditativen Position „einwurzelt“, desto effektiver fällt die Arbeit mit dem Verstand aus. Wegen der Unannehmlichkeit im Körper entsteht der Wunsch die Position oft zu wechseln, sich zu kratzen, sich hin und her zu bewegen, sich hin und her zu drehen und auf alle mögliche Art sich abzulenken.

Bedenken Sie, dass es eine normale Erscheinung ist, Unannehmlichkeit beim Meditieren zu Beginn der Praxis zu spüren. Darauf treffen alle Praktizierenden. Schmerz und Ablenkung zeugt nicht von misslungener Praxis.

So beschreibt der buddhistische Lehrer Mingyur Rinpoche den Beginn seiner meditativen Praxis:

„Ich versuchte meinen Verstand zu beruhigen, mein Verstand aber wünschte dies nicht. In Wirklichkeit stellte ich in den ersten Jahren der formalen Ausbildung fest, dass ich mehr abgelenkt bin, als zuvor. Mich regte alles Mögliche auf: physische Unbequemlichkeit, Hintergrundgeräusche, Konflikte mit anderen Menschen. Nach vielen Jahren werden ich verstanden haben, dass es in Wirklichkeit kein Rückschritt war; ich fing lediglich an, den unendlichen Gedanken- und Gefühlsstrom wahrzunehmen, den ich früher nicht bemerkte. Indem ich sah, wie diesen Prozess andere Menschen durchlaufen, verstehe ich jetzt, dass diese Erfahrung typisch für alle ist, die gerade erst dabei sind, seinen Verstand mithilfe der Meditation zu erforschen.“

Mögliche Ursachen für Schmerz

1. Unnötige Anspannung im Körper zum Teil wegen einer unkorrekten Sitzhaltung und teilweise wegen der Lebensweise und Ernährung.

Die erste Ursache für Schmerz ist die unkorrekte Sitzpose in der Praxis, die zur Überanstrengung der Muskeln führt. Wenn der Muskel angespannt werden muss, schickt ihm das Gehirn ein Signal und der Muskel wird verkürzt; wenn das Signal endet, kehrt der Muskel automatisch in seinen entspannten Ausgangszustand zurück. Wenn die Anspannung langfristig oder sogar chronisch ist, findet eine vollständige Entspannung nicht statt und die restliche Anspannung wird weiterhin die Ressourcen des Körpers verbrauchen, und die aktivierten Muskeln werden schmerzen, da sie sich auf der Grenze ihrer Möglichkeiten befinden werden. Das ist vergleichbar mit Gas geben auf einem Parkplatz – Keinerlei Nutzen und die Überlastung des Autos und die Verschwendung der Ressourcen ist offensichtlich.

Wenn die meditative Sitzhaltung unkorrekt gewählt wurde, werden die Muskeln unbewusst überanstrengt, was sich früher oder später als Schmerz offenbart.

Nach dem gleichen Prinzip entsteht chronischer Schmerz auch im Alltag: beispielsweise vom falschen Sitzen oder der Gewohnheit einer gebeugten Sitzhaltung, vom Stress oder sich wiederholenden negativen Emotionen, nach einem inkompetenten Wiederherstellen nach einer Verletzung, wobei auch eine Muskel Amnesie enstehen kann. Meist entsteht eine sensomotorische Amnesie durch unbewusste und lange andauernde Muskelanspannung während chronischer Belastungsphasen (durch körperlichen oder psychischen Stress) oder nach einem Trauma.

Ärzte der alternativen Medizin, die mit psychosomatischen Ursachen der Krankheiten arbeiten, sind der Meinung, dass der psychoemotionelle Bereich des Lebens sich im Muskelkorsett in Form von Anspannung widerspiegelt. Beispielsweise, ein Mensch, der sich aufregt, drückt unbewusst die Zähne zusammen, ballt die Fäuste und spannt sich an. Das sind natürliche eingeborene Instinkte für die Verteidigung von der äußerlichen Aggression. Wenn sich aber die Situation oft wiederholt, werden die Muskelklemmen zur Gewohnheit. Chronische Anspannung schafft Schmerz und Krankheiten. Sogar moderne Wissenschaftler erkennen an, dass der Verstand und der Körper zusammenhängen: Der Charakter des Menschen drück sich auch in Form von muskulärer Rigidität aus, d.h. durch übermäßige Anspannung bestimmter Muskel.

Wie man das überwindet?

1. Wenn der Körper nicht ausreichend gedehnt ist und nicht in einer empfohlenen meditativen Asana sitzen kann, besonders wenn sich die Knie noch oberhalb der Schenkeln in einer Sitzhaltung mit gekreuzten Beinen befinden, dann ist es wichtig, mehr Zeit der Hatha-Yoga Praxis zu widmen, um die Gelenke beweglicher zu machen, besonders den dynamischen Komplexen, der Gelenkgymnastik, den tibetischen Niederwerfungen, den Entspannungspraktiken (post-isometrische Relaxation – Entspannung nach einer statischen Anspannung) wie z.B. Shavasana.

2. Solange der Körper nicht fähig ist, lange zu sitzen, seine optimale Asana zu finden, d.h. so

eine Sitzhaltung, deren Aufrechterhaltung nicht durch Anspannungen im Körper begleitet wird, besonders im Hüft- und Beinbereich. Daher verwendet man Hilfsmittel: Sitzkissen für das Becken, kleine Bank, Kissen für die Hüften, sogar das Sitzen auf einem Stuhl ist gestattet, wenn das von dem Lehrer genehmigt wurde.

3. Außerdem ist es empfehlenswert seine Lebensweise zu regulieren, um Ursachen der Unbeweglichkeit im Körper auf der mentalen Ebene zu beseitigen.

4. Es ist wichtig anzumerken, dass Schmerz in dem einen oder anderen Körperbereich nicht über ein Problem in demselben Bereich spricht – Anspannung kann über das Fasziengewebe über den ganzen Körper weitergeleitet werden, daher ist es besser, allseitig sowohl zur Hatha-Yoga Praxis als auch zur Harmonisierung der Lebensart (ethische Prinzipien, Tagesablauf, Ernährung, Harmonisierung der Beziehung usw.) heranzutreten.

Es gibt auch die Meinung, dass die Unbeweglichkeit der Hüftgelenke mit dem kränklichen Zustand der Organe im Bauchbereich zusammenhängt: bei Praktikern, die ersichtliche oder latente Probleme mit Organen im kleinen Becken oder im Magen-Darm-Trakt haben, wird die Spannung aus dem Bauch in die Hüftgelenke weitergeleitet. In diesem Fall werden Manipulationen mit dem Bauch aus dem „Yoga-Arsenal“ bei Abwesenheit von Gegenanzeigen empfohlen. Das ist Agnisara-Dhauti Kriya („Wackeln“ der vorderen Bauchwand), Nauli (die „Welle“ der Bauchmuskeln) und Uddiyana-Bandha Kriya (das mittlere Schloss bzw. das Vakuumeinziehen des Bauches).

Leider findet sich das Problem der unbeweglichen Hüftgelenke um einiges öfter unter den Menschen der westlichen Zivilisation wieder, wo das bequeme Sitzen mit herunterhängenden Beinen auf dem Stuhl bevorzugt wird, und der Nutzen vom Sitzen mit gekreuzten Beinen nicht in Betracht gezogen wird. Bei Retreats in Asien kann man beobachten, wie sogar Menschen im ehrwürdigen Alter mit Leichtigkeit mehrstündige meditative Einheiten ertragen, im Vergleich zu jungen Leuten aus dem Westen. Als meine persönliche Motivation sank, indem sie auf den ungezogenen Verstand und Schmerzen im Rücken und in Beinen stieß, motivierten mich stark Großmütter um die 80 auf der Vipassana in Indien: es schien mir, als würden sie sogar keine Unannehmlichkeit spüren, da sie so harmonisch eins mit der Praxis wurden.

Meditation im Lotussitz
Meditation im Lotussitz

2. Die starke absteigende Apana-Vayu Energie.

Abgesehen von der Gewohnheit, mit gekreuzten Beinen zu sitzen, kann auch das starke Apana-Vayu stören. Wir sind nicht nur umgeben von dem groben physischen Körper – ebenso gibt es feinstofflichere Hüllen, von denen eine Prana-Maya-Kosha heißt, d.h. der illusionäre Energiekörper. Siehe Video über den Aufbau der feinstofflichen Körper!

Abhängig von der zu erfüllenden Funktion wird die Energie in 5 grundlegende geteilt. Eine von den grundlegenden Pranas (oder Vayus, was auf Sanskrit „Wind“ heißt und metaphorisch die Eigenschaften der Energie, sich schnell zu bewegen, widerspiegelt) ist das Apana-Vayu – eine Energie, die herunterfließt und für das Ausscheiden der Reste aus dem Körper, die Defäkation und das Wasserlassen, ebenso für die Entbindung, die monatliche Reinigung bei Frauen und den Samenerguss bei Männern verantwortlich ist. Ihre Projektion umfasst den unteren Teil des Körpers vom Bauchnabel bis zu den Füßen.

Diese Energie ist notwendig und wichtig, ihr Überfluss aber behindert die geistige Entwicklung: der starke Apana-Fluss kann das Zentrum des Bewusstseins auf niedere Chakren verlagern, indem es niedere Gelüste und Tendenzen auferlegt. Starkes Apana-Vayu macht die Beine unbeweglich und lässt langes meditatives Sitzen in einer Asana nicht zu.

Wie man das überwindet?

1. Reinigende Praktiken des Hatha-Yoga – Shatkarmas (6 Techniken zur Reinigung des Körpers).

2. Das Antrainieren von ethischen Charaktereigenschaften entsprechend den Vorschriften des Yama und Niyama im Yoga (das Streben nach den 10 Edlen Taten und der Verzicht auf die 10 Unedlen Taten in der buddhistischen Tradition, die Praxis der 10 Gebote im Christentum oder das Einhalten von den Überzeugungen, die in ihrer Religion oder Kultur angebracht sind).

3. Die reguläre Praxis der umgekehrten Asanas, besonders vor dem Schlaf.

4. Kontrolle des Energieverlustes auf den niederen Chakren und der Verzicht auf schlechte Gewohnheiten (Arbeit mit negativen Emotionen, wie Wut, Verärgerung, Bosheit, Neid usw., Kontrolle der sexuellen Energie, Verzicht auf Völlerei, auf Vergnügen wie Glücks- oder Computerspiele, auf Süßes, auf Kritik gegenüber anderen Menschen usw.). Es gibt Fälle, wo eben nach Verzicht auf eine verderbliche Gewohnheit der Praktizierende deutliche Fortschritte im Meistern der Lotos-Pose gemacht hat.

5. Das Effektivste ist so viel wie möglich in Positionen mit gekreuzten Beinen sitzen! Suchen Sie sich einen Stuhl ohne Lehnen. Zuhause und auf der Arbeit, egal was Sie machen – kreuzen Sie die Beine. Kreuzen Sie die Beine, sogar wenn Sie Nahrung zu sich nehmen. Diese Gewohnheit kann viel Nutzen bringen.

Meister lehren, dass die Arbeit mit Apana-Vayu zu Beginn nicht einfach , aber unglaublich wichtig ist. Es ist unangenehm von Angesicht zu Angesicht auf seine Schwächen zu treffen, dennoch ist es notwendig. Auf dem nicht einfachen Weg des Kampfes mit seinen Schwächen kommt die Motivation durch Biographien von Heiligen, Yogins und Lehrer und die Unterstützung durch Gleichgesinnte. Was auch immer für Schwierigkeiten auftauchen – man sollte nicht aufgeben. Alle Hindernisse sind endlich.

Laut dem Weisen Patanjali, dem Verfasser der Yoga-Sutren, ist der Weg des Yogins folgendermaßen: „Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana, Samadhi“. Auf dem ersten Platz stehen ethische Vorschriften und Gebote, ohne die der weitere Fortschritt schlicht gefährlich ist.

Darüber hat auch Buddha im Upali-Sutra geredet:

„Der ehrwürdige Upali näherte sich dem Erhabenen, verneigte sich vor ihm, setzte sich neben ihn und sprach: „Lehrer, ich würde mich gerne in Einsiedeleien in Wälder und Hainen begeben.“

 „Upali, stell dir einen großen See vor, und ein riesiger Elefant, sieben oder acht Ellen groß, würde daran vorbei gehen. Er würde denken: „Was wäre, wenn ich in diesen See hineingehe und, indem ich darin spiele, meine Ohren und meinen Hals wasche. Ich wasche mich, trinke, verlasse ihn und begebe mich, wohin es mir beliebt.“ Und dann würde er in den See hineingehen und, indem er darin spielte, würde er seine Ohren und seinen Hals waschen. Danach würde er sich waschen, trinken, ihn verlassen und sich begeben, wohin es ihm beliebt. Und warum [konnte er das machen]? Weil sein riesiger Körper Stütze in den Tiefen [des Sees] findet.

Und dann würde ein Hase oder ein Kater vorbeilaufen. Er würde denken: „Bin ich etwa anders als der Elefant? Ich begebe mich in den See und, indem ich darin spiele, wasche ich meine Ohren und meinen Hals. Ich wasche mich, trinke, verlasse ihn und begebe mich, wohin es mir beliebt. Und dann, ohne es zu überdenken, würde er sich in aller Eile in den See begeben. Man kann erwarten, dass er entweder versinkt oder verloren geht. Warum? Weil sein kleiner Körper keine Stütze in den Tiefen findet.

Ebenso kann man erwarten, dass im Falle von einem Menschen, der sagt: „Ich erreiche nicht die Konzentration, begebe mich aber in Einsiedeleien in Wäldern und Hainen“, dass er entweder versinkt oder verloren geht.

 Also, Upali, bleib in der Sangha. Nach dem Maße deines Aufenthalts in der Sangha wirst du dich ruhig fühlen.“

Sittlichkeit ist eine Stütze auf dem Weg. Man sollte die geistige Entwicklung mit ihrer Erlernung beginnen. Es wird nicht klappen, gleich in die Meditation einzutauchen. Andererseits, können Jahrzehnte, wenn nicht gar eine Vielzahl an Leben, für den Feinschliff seines ethischen Charakters draufgehen. Im Kali-Yuga kann das Interesse für Geistigkeit im Ganzen und für Meditation insbesondere nur bei jenen auftauchen, wer nicht bereits das erste Leben an seinen Beschränkungen arbeitet.

Meditation im Lotussitz
Meditation im Lotussitz

3. Das angesammelte negative Karma.

Die dritte Ursache für die Unbeweglichkeit der Beine ist das angesammelte Karma der vorigen Reinkarnationen und der Taten in diesem Leben. Laut den Lehren der Weisen wird das negative Karma durch Krankheiten, Schmerzen und Unbeweglichkeiten im physischen Körper widergespiegelt. Karma, welches in den Beinen angesammelt wurde – das ist das Karma des Mordes, des grausamen Verhaltens gegenüber anderen Lebewesen, Bosheit, Ängste, Lüsternheit, Gier nach sinnlichen Gelüsten usw. Die Unbeweglichkeit der Füße bedeutet Karma, die zur Wiedergeburt in der Unterwelt führt, die Unbeweglichkeit der Knie führt zur Tierwelt, die Unbeweglichkeit der Hüftgelenke führt zur Welt der Pretas (der hungernden Geister). Das stufenweise Durchleben der Unannehmlichkeit in diesen Bereichen und die Steigerung der Beweglichkeit der Beine durch Praxis hilft, das Schicksal zu besänftigen, bis auf die vollkommene Erschöpfung des Karmas.

In allem beschuldigen wir eins. Weil wir Unglück erleben, beschuldigen wir oft andere Menschen oder von uns unabhängige Ereignisse. Leid aber ist das Resultat unserer eigener Unwissenheit, Gebundenheit und Abscheu. Wenn wir das verstehen, erhalten wir ein Heilmittel gegen Leid. Wir können versuchen, andere Begründungen zu finden, in Wirklichkeit aber ist die wichtigste Ursache unseres Schmerzes das Ego, welches sich nur um sich selbst sorgt.

Ringu Tulku Rinpoche

Karma wird im feinstofflichen Körper in Form von Samen-Samskaras oder  Tendenzen/Gewohnheiten/Charaktereigenschaften „gespeichert“. Abdrücke von Wörtern, Gedanken und Taten der vorigen Leben und dieses Lebens sind in der inneren Welt des Menschen eingeschrieben. Der Zustand der Muskeln und Energieströme ist direkt miteinander verbunden: chronische Anspannung blockt den Strom, indem es die eine oder andere Emotion/Reaktion auf einen Reiz/eine Gewohnheit/eine Tendenz hervorruft. Das herangereifte Karma offenbart sich durch den Körper, indem es zu Beginn den Verstand befällt und ebenso wird neues Karma „gespeichert“ – durch den Körper im Verstand.

Obwohl man ebenfalls anmerken muss, das man wohl kaum das Karma ein für allemal beseitigen kann. Sobald die eine Ebene durchgearbeitet wurde, offenbart sich die nächste, d.h. Neue karmische Samen reifen, die in der Vergangenheit gesät wurden.

«So habe ich gehört. Einst hielt sich der Erhabene in der Nähe von Shravasti im Jetahain, im Kloster des Anathapindada auf. Zu der Zeit, nicht weit von dem Erhabenen, saß ein Mönch in der Sitzhaltung mit gekreuzten Beinen, mit geradem Rücken, und ertrug heftigen, grellen und qualvollen Schmerz, welcher das Ergebnis seines alten Karmas war, und er behielt die Konzentration und die Aufmerksamkeit, indem er keine seelischen Leiden verspürte. Der Erhabene sah, wie jener mit gekreuzten Beinen, mit geradem Rücken dasaß und heftigen, grellen und qualvollen Schmerz ertrug, welcher das Ergebnis seines alten Karmas war, und wie jener die Konzentration und die Aufmerksamkeit behielt, indem er keine seelischen Leiden verspürte.

 Und dann, den Sinn dessen erkennend, sprach der Erhabene folgendes diesbezüglich:

Für den Mönch, der sein Karma bewältigt,

den Staub der Vergangenheit von sich abgeschüttelt hat,

den Ausgeglichenen, nichts Begehrenden,

für den Vollkommenen, gibt es keine Fragen, dessen Antworten er bei anderen suchen muss.“

Karmavipaka Sutra

Mir hilft das Beispiel von Milarepa, der zurzeit des Ersuchens der Lehre und der Praxis eine schwere Last des Karmas hatte – den Mord an seinen 35 Familienmitgliedern. Nichtsdestotrotz, konnte er dieses Karma in einem Leben bewältigen und erreichte die Befreiung in derselben Wiedergeburt. Es ist weniger wahrscheinlich, dass jemand von uns so eine Bürde des Karmas hat, aber das, was ein Mensch schaffen konnte, ist auch für alle anderen möglich.

Teil 2 folgt…

Verfasst: Marina Lysyak