Nach den Materialien der Vorträge von Vitalij Sundakov (russ. Weltenbummler und Geschichtsforscher) https://www.sundakov.ru/about/
In letzter Zeit bekamen viele Menschen plötzlich viel Freizeit und Freizeit bietet auf die eine oder andere Weise Gelegenheit zum Nachdenken. Die dringlichsten Fragen sind: Was passiert mit dieser Welt, was erwartet uns in der Zukunft und wie sollen wir weiter vorgehen?
Was macht der Benutzer mit dem Computer, wenn dieser abstürzt? Richtig – STRG-ALT-ENTF, öffnet den “Task-Manager” und – “Task beenden”. Unsere Welt funktioniert ähnlich, wie ein Computer. Das Problem besteht jedoch darin, dass das Hauptanliegen der meisten Benutzer heutzutage das Konsumieren darstellt. Und das Gleichgewicht ist so stark gestört, dass das System vor Überlastung abstürzt. In diesem Fall bleibt nur noch das Löschen der Aufgabe. Nur anstelle von STRG – ALT – ENTF haben wir eine etwas andere Kombination – COVID-19.
Besser gesagt, nicht so viel das Virus selbst, als die Konsequenzen, die er verursacht hat. Wie schon anfangs erwähnt, bekamen die meisten Menschen die Freizeit, um über ihr Leben nachzudenken. Das Gleiche passiert mit einem Kind, das sich zu seinen Spielzeugen hinreißen ließ – es wird bestraft (indem es z.B. in die Ecke gestellt wird), damit es ein wenig über sein unangemessenes Verhalten nachdenkt.
Es ist ziemlich offensichtlich, dass die Natur heute einfach nicht länger das tolerieren kann, was der Mensch ihr antut. Das Verbrauchsvolumen hat bereits alle erdenklichen Maße überschritten. Man konnte es noch verstehen, als Produkte und Lebensmittel auf Vorrat angeschafft wurden, aber wenn völlig neue Sachen bereits nach einem Jahr entsorgt werden, nur weil sie aus der Mode kamen, wenn man komplett neue Autos auf Schrottplätzen sehen kann, liegt dies bereits jenseits des Bewusstseins über das Universum. Vielleicht hat das Universum gerade deswegen neuerdings einen globalen Neustart durchgeführt.
Krise oder neuer Lebensabschnitt?
Wenn ein Kind von seinen Eltern als Strafe für sein Verhalten einen Klapps auf den Hintern bekommt, kann es natürlich glauben, dass das Elternteil dafür verantwortlich sei, aber so eine Einstellung ist einfach kontraproduktiv. Erst wenn das Kind zu verstehen beginnt, dass die Ursache allen Übels sein unsinniges Verhalten ist, wird es langsam erwachsen. Unterscheiden wir uns denn heute so stark von den Kindern, die aufrichtig daran glauben, dass wir jetzt nur noch das Erscheinen des Impfstoffes gegen das Virus abwarten sollen, um weiterhin den gleichen selbstzerstörerischen Lebensstil zu führen?
Viele Menschen glauben aufrichtig, dass der Grund für ihre Leiden darin besteht, dass die nächste Bar geschlossen ist und man nicht eine Disco, einen Einkaufsbummel oder ein Fußballspiel besuchen kann. Vielleicht liegt der Grund aber immer noch darin, dass wir die falschen Prioritäten gesetzt haben? Es wird angenommen, dass das Universum einem Menschen genau das vorenthält, an das er gebunden ist. Und dies geschieht gar nicht um der Bestrafung willen, wie es einige religiöse Fanatiker gerne glauben, sondern um den Menschen von seiner destruktiven Abhängigkeit zu heilen.
Die Unmöglichkeit, einkaufen zu gehen oder die nächste Bar zu besuchen, ist eine Chance, eigene Werte zu überdenken und nicht den bösen Virus zu beschuldigen, der heute buchstäblich für alle unsere Probleme verantwortlich ist. Das Wesentliche an dem, was geschieht, besteht darin, dass externe Ereignisse uns nur unsere eigenen Probleme aufzeigen. Wer leidet heute am meisten? Die Antwort ist offensichtlich – derjenige, der am Meisten an das Materielle gebunden ist.
Heute hat sich bei uns allen die Gelegenheit zum müßigen Zeitvertreib und für die Unterhaltung stark eingeschränkt. Und auch hier zeigen viele Menschen Verhaltensweisen auf der Ebene der kindlichen Psyche. Wenn dem Kind sein Lieblingsspielzeug weggenommen wurde, wenn es ihm verweigert wurde, ein Gadget zu benutzen oder Fernsehen zu schauen, ist es ziemlich offensichtlich, dass es Zeit ist, Hausaufgaben zu machen. Und je früher das Kind dies begreift, desto besser wird es für ihn. Sitzenzubleiben und böse Eltern zu beschuldigen, ist wiederum kontraproduktiv.
Das Haus unserer früheren Werte ist so baufällig und veraltet geworden, dass es Zeit ist, es abzureißen. Hier gibt es nichts mehr zu retten und zu rekonstruieren. Das Paradigma des Konsumentenlebens hat unser Bewusstsein so stark betroffen, dass es unmöglich ist, in einem solchen Zustand weiterzuleben. Und um an der Stelle des alten Hauses ein Neues zu errichten, muss es zerstört werden. Und hier gibt es keinen Platz für Bindungen an die Vergangenheit, so funktioniert die Welt.
Um etwas Neues zu erschaffen, muss etwas Altes zerstört werden.
Alle fossilen Bodenschätze sind alte Bäume und Pflanzen, die starben, um etwas Wertvolles zu werden. Schauen Sie sich nur den jährlichen Zyklus des Naturlebens an. Jeden Herbst beobachten wir die Zerstörung und jeden Frühling sehen wir eine Wiedererstehung. Heute entsteht der Herbst der alten Weltordnung. Und es geht nur darum, wie wir es wahrnehmen. Ja, jemand ist es gewohnt, im Herbst in eine Depression zu verfallen. Aber, was ist der Sinn dafür? Wäre es nicht rationaler, den Herbst als ein Stadium der Wiedergeburt und als Beginn eines neuen Lebens wahrzunehmen?
Egal wie zynisch es auch klingen mag, wenn der Virus nicht existieren würde, müsste er erschaffen werden. Wenn einem Kind, das ein zweites Kilo Süßigkeiten isst, die Tüte mit Süßigkeiten weggenommen wird, ist es für ihn in dem Augenblick sinnlos zu erklären, dass es nur zu seinem Wohle getan wird. Geschreie, Weinen, Tränen und Hysterie – aber nach Jahren wird das Kind seinen Eltern dankbar sein. Das Gleiche gilt auch für die Konsumgesellschaft: Heute wurde ihr eine Tüte mit Süßigkeiten aus den Händen gerissen, und sie tobt, wütet und pocht in ihren Todeskrämpfen, beschuldigt das böse Virus in all seinen Problemen, aber die Zeit wird vergehen und es stellt sich heraus, dass alle Veränderungen zum Wohle der Menschheit stattgefunden haben.
Das Virus hat uns vom Krieg gerettet!
Darüber hinaus ist das Virus nicht nur unser Lehrer, sondern auch der freundlichste und sanfteste Lehrer. Die geopolitische Lage in der ganzen Welt hat uns schon lange die Gefahr eines Krieges unter allen gezeigt. Die Umverteilung der Einflussbereiche und der Marktkampf haben sich heute seit dem Zweiten Weltkrieg auf das Höchstmaß angeheizt. Und denkt mal drüber nach, das allerschrecklichste Virus, das die Menschheit plagt, ist der Egoismus. Und kein Preis wird zu hoch sein, um dieses Virus zu besiegen. Jede Medizin ist ein Gift, das den Menschen bis zu einem gewissen Maße vergiftet. Wenn aber dieses Gift dem Menschen das Überleben ermöglicht, ist dies der größte Segen für ihn.
Was wäre in nur ein paar Jahren passiert, wenn das Virus der Menschheit heute nicht ein tiefes Knockout versetzt hätte?
Was heute in der Welt passiert, wird unweigerlich zu einer Neubewertung unserer Werte führen. Ja, es wird nicht schmerzlos geschehen, das Skalpell der Wende wird gnadenlos in den Körper der Menschheit eindringen, aber wie kann man denn sonst diesen Tumor der Selbstsucht entfernen, der uns eigentlich täglich tötet?
Die globale Erschütterung der Menschheit lehrt uns, einfache, aber wichtige Dinge zu schätzen. Ein spiritueller Lehrer pflegte zu sagen: “Derzeit geschieht alles umgekehrt – wir mögen Gegenstände, während wir Menschen ausnutzen.” Das was heute geschieht, lässt uns irgendwie verstehen, dass wir genau das Gegenteil tun sollen. Die Beziehungen unter Menschen sind heutzutage wichtiger denn je. Auch innerhalb der Familien, haben Menschen mittlerweile aufgehört miteinander zu kommunizieren, und um dies zu beheben, brachte uns das Virus möglichst nähe zusammen. Dadurch, dass Menschen derzeit den ganzen Tag zu Hause verbringen müssen, sind sie gezwungen, sich zumindest über einige alltägliche Themen zu unterhalten und dies wird früher oder später zur Erkenntnis führen, dass materielle Dinge nicht die oberste Priorität haben, sondern die Menschen selbst. Und während von den ersteren Gebrauch gemacht werden sollte, sollten die zweiteren hingegen geliebt werden.
Das Leiden ist der kürzeste Weg zur Richtigstellung eines Menschen. Nur bestimmte Schwierigkeiten bringen den Menschen dazu, sich sich zu regen und zu entwickeln. Ein Experiment mit Mäusen namens “Das Universum 25” hatte gezeigt, wie schnell und mit welch einer Grausamkeit die Mausgesellschaft unter idealen Bedingungen sich selber vernichtete, unter einem Zustand, wo es gar keine Herausforderungen und Schwierigkeiten gab. Dies ist ein Gesetz des Lebens – unter idealen Bedingungen hört ein Lebewesen zuerst auf, sich zu weiterzuentwickeln und stirbt nach und nach.
Der Impfstoff gegen die Konsumphilosophie!
Die heutige Erschütterung hat uns aufgezeigt, wie fehlerhaft die Konsumphilosophie ist. Es war genug, alle Unterhaltungsbetriebe zu schließen und auf einmal wurde das Leben für viele Menschen langweilig. Nein, natürlich gibt es immer noch die Möglichkeit, Lebensmittel in großen Mengen zu konsumieren und im Internet abzuhängen, aber mindestens nach zwei Wochen eines solchen Lebens wird es unerträglich. Und plötzlich stellte sich heraus, dass das Streben nach Vergnügen und Unterhaltungen einen Weg ins Nichts darstellen. In einer solchen Situation ist der Mensch gezwungen, nach einem anderen Weg zu suchen, wenn er sich nicht in einen ewig kauenden Zombie verwandeln möchte, der sich rund um die Uhr zerstörerische Internetinhalte anschaut.
Das Leben beraubt uns nie der Wahl, es schenkt uns nur die Möglichkeiten. Alle Bedingungen, die uns das Leben auferlegt, sind nämlich genau Bedingungen und kein Urteil, gegen das kein Rechtsbehelf eingelegt werden kann. Und je früher wir verstehen, dass die geschaffenen Bedingungen für die Entwicklung genutzt werden können und sollten, desto besser wird es für uns selbst. Zugegeben, der Schock und Depression als Reaktion auf plötzliche Veränderungen sind im ersten Stadium ganz normal. Es ist jedoch nicht normal, wenn die Person in diesem Zustand länger hängenbleibt.
Jetzt ist die Zeit zum Handeln angekommen – es ist wichtig zu verstehen, dass man nicht mehr so leben kann wie zuvor, einfach weil das alte Leben für immer vorbei ist. Wer am alten Wertesystem festhält und versucht, den alten Weg zu finden, der jetzt in Vergessenheit geraten ist, ist zum Leiden verurteilt. Je früher wir verstehen, wie wir die aktuelle Situation für unsere Entwicklung nutzen und wie wir in der sich schnell verändernden Welt von heute leben können, desto besser wird es für uns.
Die Realität, die sich heute um uns herum offenbart, hat uns plötzlich gezeigt, dass der Mensch eigentlich nicht so viel braucht. Anfangs ist es schwierig, aber man kann ohne der viele n Dinge überleben, die unser Leben in letzter Zeit gefüllt haben und genau diese aktuelle Situation ermöglicht es uns, alles Überflüssige loszuwerden.
Jeder sollte sich an das berühmte Sprichwort erinnern: “Alles, was geschieht, führt zum Besten.” Wenn wir früh morgens aufwachen und das Licht in einem dunklen Raum einschalten, tut es unseren Augen weh, aber mit der Zeit gewöhnen wir uns an das Licht und ein neuer Tag beginnt. Heute stehen wir kurz vor einem neuen Tag auf dem Planeten Erde und wenn wir das Licht bereits eingeschaltet bekommen haben, ist es Zeit aufzuwachen. Man kann natürlich versuchen, bei eingeschaltetem Licht weiterzuschlafen, aber was macht das für ein Sinn? Alles hat seine Zeit – die Zeit zu schlafen und die Zeit aufzuwachen und zu handeln.
Heute stehen wir vor einer großen positiven Veränderung. Es ist ganz wichtig, sich nicht von negativen Informationen beeinflussen zu lassen, die man heutzutage häufig in den Medien und im Internet finden kann. In den letzten zwei Jahrzehnten haben wir mindestens fünf “Weltuntergänge” erlebt und wir werden noch ein hundert davon erleben. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass faule Menschen, Gammler und Müßiggänger immer jemanden finden werden, der für ihr Leiden verantwortlich ist. Sie hatten Schuldige vor dem Virus gehabt und werden es danach auch haben. Ein vernünftiger Mensch hingegen kann jede Situation für sein eigenes Wohl nutzen. Und unsere Aufgabe besteht darin, eigenen Platz im Leben zu finden und uns immer an das Hauptprinzip eines harmonischen Lebens zu erinnern: “Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest.” Diese einfache Wahrheit ist eben der Impfstoff gegen das Virus – gegen das Virus von Konsum und Egoismus.
Übersetzt aus dem Russischen von Grigori Ordin