„Weniger konsumieren und mehr erschaffen – das ist wesentlich interessanter!“ Pavel Durov, russischer Unternehmer und Gründer des in Russland populärsten sozialen Netzwerks vk.com und des Instant-Messengers Telegram.
Große Konzerne verwenden das Marketing, um uns zum Glauben zu bringen, dass die Lösung all unserer Probleme darin besteht mehr von ihren Produkten zu erwerben. Die wirkliche Lösung ist aber oft genau das Gegenteil: “Es geht darum, weniger zu konsumieren und nicht mehr.” In den meisten Fällen werden unsere Probleme hauptsächlich durch übermäßigen Konsum verursacht.
Wenn Sie beispielsweise übergewichtig sind, werden Sie mit Werbung für Nahrungsergänzungsmittel oder mit Mitgliedschaftsangeboten für Fitnessstudios bombardiert. Der Schlüssel zum Abnehmen ist jedoch weniger zu essen, und keine neuen Schuhe oder Proteinpulver.
Wenn Sie mit Kopfschmerzen und Stress zu kämpfen haben, werden die selben Konzerne versuchen, Ihnen Antidepressiva und Kopfschmerztabletten zu verkaufen. Aber, um den Stresspegel wirklich zu reduzieren, sollten Sie mehr schlafen und öfters spazierengehen, anstatt nachts in den sozialen Medien zu verweilen oder “unterhaltsame” Medienprodukte zu konsumieren.
Die Pillen waren nie als die ultimative Lösung für ein Problem gedacht: “Mit der Zeit verlieren sie an deren Wirkungskraft und verursachen Nebenwirkungen, die wiederum noch mehr Pillen erfordern.” Wenn Sie sich auf eine endlose Reise des Konsums begeben, geraten Sie in die Falle, die zum Ziel hat, Sie unglücklich zu machen, die Konzerne stattdessen aber ganz zufriedenzustellen.
Im Laufe der Evolution hat uns Mutter Natur die Möglichkeit gegeben, rational mit Ressourcenbeschränkungen umzugehen, aber sie hat uns keineswegs auf das Leben in dem relativen Überfluss vorbereitet, in dem wir heute leben. Heute sterben mehr Menschen an Übergewicht als an Hunger und immer mehr Menschen leiden unter Angstzuständen, verursacht durch den Überfluss an Informationen und nicht etwa an einem Nachrichtenmangel.
Die menschliche DNA, unser „Hardwaregerät“, ist veraltet. Dieses hat vor etwa 10 bis 20 Tausend Jahren aufgehört, sich zu entwickeln, als wir noch in kleinen Gemeinschaften von Jägern und Sammlern gelebt haben. Zu jener Zeit war jedes kleine Bisschen Süße und jegliche auch so geringe Information äußerst wertvoll.
Derzeit leben wir in Metropolen, umgeben von Tonnen minderwertigen Zuckers, aber für unserer DNA ist das nicht bekannt. Unsere Körper speichern immer noch überschüssiges Fett, um sich auf die harten hungrigen Winterzeiten vorzubereiten, die niemals kommen werden. Unsere Gedanken klammern sich an jede beängstigende Nachricht von Bedrohungen, die niemals eintreten werden.
Dieses biologische Paradox wird durch unser Wirtschaftssystem verstärkt, das sich auf das BIP-Wachstum und maximale Unternehmensgewinne konzentriert. Menschen werden sowohl von Regierungen als auch von Unternehmen angespornt, ihren Konsum zu steigern. Es ist kein Zufall, dass die Vereinigten Staaten, das am schnellsten wirtschaftlich wachsende Land des 20. Jahrhunderts, das am stärksten an Fettsucht leidende Industrieland der Welt ist. Ihre marktorientierte Gesellschaft ist zu effizient für ihr eigenes Wohl geworden.
Dieses System ist nicht nur für den Menschen schädlich, sondern auch auf lange Sicht instabil. Im Gegensatz zu Unternehmensansprüchen, sind die Ressourcen unseres Planeten begrenzt. Als Spezies sind wir sehr erfolgreich darin geworden, uns selber unnötige Sachen zu verkaufen, aber der Planet bezahlt die Rechnungen. Unser Körper ist immernoch darauf eingestellt, dass wir in einer unberührten Umwelt leben würden, die wir vor 10 bis 20 Tausend Jahren hatten, voller grüner Wälder und sauberer Seen. Da wir unseren Lebensraum in unserem ewigen Streben nach Wirtschaftswachstum weiter zerstören, steigt die Zahl der durch Umweltverschmutzung verursachten Krankheiten weiter an.
Ich hatte wirklich Glück, dass ich früh reich geworden bin. Im Alter von 22 Jahren hatte ich bereits eine Million Dollar auf meinem Bankkonto, mit 25 hatte ich zig Millionen, und mit 28 hunderte von Millionen. Jedoch hatte mich das nicht glücklich gemacht. Mein echtes Glück bestand darin, dass ich ziemlich früh erkannte, dass das nützlichste Geschäft darin besteht, Dinge zu erschaffen, anstatt diese zu konsumieren. Anstatt Yachten, Flugzeuge und teure Immobilien zu kaufen, konzentrierte ich mich darauf, was mir am meisten gefiel – die Erschaffung sozialer Plattformen, die der Menschheit (hoffentlich) zugute kommen.
Ich habe den größten Teil meines persönlichen Geldes für Telegram ausgegeben, damit die Menschen einen kostenlosen Service genießen können, der nach Spitzenleistungen strebt. Ich betrachte die Fähigkeit, Dinge für andere zu schaffen, als das wertvollste und vielversprechendste Gut für mich. Ich vermute, dass einer der Gründe, warum ich reich geworden bin, indem ich meine Lieblingstätigkeit ausübe, darin besteht, dass das Geld nie mein primäres Ziel war.
Als Student habe ich gerne Computerspiele und Websites erstellt. Damals galt es als ein Beruf für Nerds. Von aussichtsreichen Studenten wurde erwartet, dass sie sich mit der Rechtspraxis befassen oder die geschäftlichen Aufgaben lösen würden. Aber ich habe mich nie wirklich darum gekümmert, wie andere Menschen den Erfolg definieren. Erfolg bedeutet für mich, Zeit damit verbringen zu können, Dinge zu erschaffen, die ich mag.
Ich bereue es nie, keine teuren Sachen anzuschaffen, mit denen sich reiche Leute gerne umgeben. Das einzige, was ich bedauere, ist, dass ich keine extra Zeit für die Erschaffung neuer Dinge habe.
Wir leben in einem Zeitalter, in dem die Möglichkeiten menschlicher Kreativität grenzenlos sind. Man kann Roboter erfinden, Gene manipulieren, virtuelle Welten entwerfen… Es gibt so viele aufregende und unerforschte Gebiete zu erkunden. Ich hoffe, dass mehr Menschen die Freude daran entdecken, Dinge für andere zu erschaffen.
Ich hoffe, dass wir als Spezies eines Tages dem selbstzerstörerischen Weg des endlosen Konsums den Rücken kehren werden, um eine bessere Welt für uns und unsere Mitmenschen zu schaffen.
Pavel Durov
Quelle: https://telegra.ph/Consume-Less-Create-More-Its-More-Fun-12-04
Übersetzt aus dem Russischen von Grigori Ordin
Mit freundlicher Unterstützung des russischen Yoga Clubs oum.ru