Jetzt verstehe ich, dass bis zu der Geburt meiner Kinder ich in den Fragen der Erziehung viel mehr Verständnis hatte. Es gibt so eine weise Aussage: „Wie man die Kinder erzieht, weiß jeder, außer den Menschen, die Kinder haben“. So ungefähr war auch mit mir passiert, als ich Mutter wurde. Ich hatte viele Illusionen und Aufbauschungen in dieser Hinsicht. Ich wollte eine ideale Mutter sein, aber, wie es sich herausstellte, haben dies meine Kinder überhaupt nicht nötig. Die Kinder geben uns die Möglichkeit, uns selbst von verschiedensten Seiten zu betrachten, und es werden solche Seiten auftreten, welche euch überhaupt nicht gefallen werden. Sie fassen die Seite von dir an, welche kein anderer Mensch in dir auch nicht mal sehen kann, auch nicht mal du selbst. Und hier liegt die ganze Herrlichkeit und das Glück der Mutterschaft. Zwischen der Mutter und ihrem Kind gibt es eine ungewöhnlich starke Verbindung, und diese Verbindung ist nicht einfach so da.
Bis zur Geburt meiner Kinder konnte ich in der Tat nicht verstehen, wie eine echte Anhaftung an das Kind aussieht. Dieses Gefühl ist der Mutter nicht nur dafür gegeben worden, damit das Kind überleben kann. Überleben kann es auch ohne Mutter, aber nur von einer Frau wird es abhängen, ob das Kind ein wahrhaftes Leben haben und seine Lebensaufgaben erfolgreich meistern wird oder ob es in dieser Welt nur des Überlebens wegen sein Dasein einfach vor sich hin fristen wird. Wenn man ehrlich zu sich selbst ist, dann muss man sagen, dass diese Anhaftung seitens der Mutter mehr benötigt wird als seitens ihres Kindes. Die Kinder sind für die Mutter bloß als Hilfsmittel für die Bewusstmachung da, damit sie erkennt, dass alle Lebewesen ihre Kinder sind, und nicht nur ihre physischen. Ein bedingungsloser Dienst am Kind, solange es noch klein und hilflos ist, reinigt eine Frau und öffnet ihr eine neue Sicht auf sich selbst und die sie umgebende Welt. Die Fähigkeit, Kinder auf diese Welt zu gebären und sie zu erziehen ist der Frau nicht wie ein Strafe, sondern wie eine Segnung von Oben gegeben worden. Eine Frau holt viele verschiedene Seelen in diese Welt heran und hilft ihnen, ihre Bestimmung zu erfüllen. Das ist ein mächtiges Werkzeug für eine Frau auf ihrem Weg der Selbstvervollkommnung, und nur von ihr selbst hängt es ab, ob sie dieses Werkzeug benutzen möchte oder nicht.
Es gibt so eine Meinung, dass wenn eine Frau Mutter wird, so beansprucht die Fürsorge um das Kind all ihre Gedanken und all ihre Zeit, und sie hat dann einfach keine Zeit mehr, um an höhere Dinge und Ziele im Leben nachzudenken. Oft passiert aber der Gegenteil: nach der Geburt der Kinder beginnt für die Frau ihre spirituelle Entwicklung. Sie erlangt nicht nur Kraft, sondern auch den Wunsch danach, sich selbst besser zu erkennen und zu vervollkommnen. Ich denke, das passiert deswegen, weil die Frau unmittelbar an so einem göttlichen Prozess wie der Schaffung eines neuen Lebens daran teilnimmt. Und vielleicht auch deswegen, weil sie versteht: wenn sie sich nicht bessert und sich nicht weiter entwickelt, welches Wohl bringt sie dann ihren Kindern und dieser Welt?
Meiner Ansicht nach ist es wichtig zu verstehen, dass Geburt und Erziehung von Kindern für eine Frau nicht bloß ein Mutter-Tochter-Spiel ist. Das ist in der Tat eine schwere Arbeit und Mühe und große Verantwortung. Auf der anderen Seite: niemand zwingt euch, eure ganze Zeit und all euer Leben euren Kindern zu widmen. In dieser Sache ist die Qualität wichtig, nicht die Quantität. So eine Selbstaufopferung hat für die Kinder keinen Nutzen. Und wenn man es noch irgendwelchem Eigennutz wegen macht, so verdammt die Frau damit nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Kinder zu großen Leiden. Wenn eine Frau einen Wunsch und Gelegenheit hat, in der Welt sich selbst zu verwirklichen, so wird es für die Kinder nur das Wohl bringen. Sie werden sie viel mehr wertschätzen und achten, und sie werden auch ihrem Beispiel folgen wollen. Wenn es euch gelingt, die goldene Mitte zwischen der Erziehung der Kinder und der weltlichen Tätigkeiten zu finden, so wird das Leben und das Leben eurer Kinder viel harmonischer verlaufen.
In den Vedischen Schriften steht, dass die wichtigste Periode für eine spirituellen Entwicklung eines Kinder der Zeitraum bis zu seinem 7. Lebensjahr darstellt. Und das ist die Wahrheit. Das ist die Zeit, wo man die Bestimmung des Kinder erkennen kann, und in der Zukunft kann und sollte man ihm helfen, diese seine Bestimmung zu realisieren. Auf der einen Seite sind die Kinder in so einem Alter sich noch nicht bewusst. Aber auf der anderen Seite kann das Kind in dieser Zeitperiode sich an sein voriges Leben erinnern, und kann sogar seine Bestimmung in diesem Leben ganz genau kennen. Wenn ihr euer Kind ganz genau beobachten werdet, so versteht ihr, wie und mit welchen Mitteln man ihm auf seinem Lebensweg helfen kann. Es ist wichtig, dass die Eltern in dieser Zeit dem Kind nahe sind und ihm ihre Aufmerksamkeit schenken. Was aber nicht bedeutet, dass die ganze Welt sich dem Kind anpassen soll. Die Eltern haben ihre Pflichten der äußerlichen Welt gegenüber, deshalb muss man dem Kind zu verstehen geben, dass er lernen muss, die älteren und alle anderen Menschen um ihn herum zu achten.
Oft denken die Eltern, dass sie es sind, welche ihrem Kind das Leben beibringen, dass sie dank der Eltern mehr Wissen und mehr Erfahrung sammeln. In der Tat gilt jedes Kind, das die Eltern bekommen, in erster Linie als ein Lehrer. Auch wenn wir uns um sie sorgen, sie füttern, anziehen und großziehen, so gilt das alles nur als ein Teil unserer Schulung. Wir müssen viel Geduld, Weisheit und Kräfte aufbringen, um unsere Kinder bis zum Erwachsenenalter zu begleiten. Wir müssen daran interessiert sein, dass unsere Kinder zu würdigen Menschen in dieser Welt heranwachsen, da wir ja auch die Folgen ihrer Taten in dieser Welt, sowohl gute als auch schlechte, miternten werden.
Ich selbst habe 2 Söhne, und jeder von ihnen gab mir irgendwelche lebenswichtigen Wahrheiten zu erkennen. Das sind aber nicht nur Worte, sondern eine Erfahrung, welche mir Beschwichtigung und Harmonie in meine Seele trug. Die Erfahrung gab mir die Sicherheit, dass um jeden von uns sich die Höheren Kräfte sorgen und uns dabei helfen, sich zu entwickeln, wenn wir unserer Bestimmung folgen. Wie schwierig es auch aussehen mag auf unserem Weg – in dem wir die Hindernisse erfolgreich meistern und sich selbst bezwingen, so erheben wir uns auf die höhere Ebene der Erkenntnis seiner Selbst und dieser Welt.
Ich schaue mir die gegenwärtige Generation an und kann sagen, dass jetzt sehr alte Seelen auf diese Welt zu uns kommen, welche eine enorme Erfahrung haben. Sie interessieren sich nicht für unsere Spielchen, welche wir hier spielen. Sie sind nicht die, welche wir mal waren. Manchmal kommt es mir so vor, dass sie da sind, um unsere Illusionen, Begierden, Leidenschaften und Untugenden zu zerstören und um für uns einen neuen Sektor der Entwicklung dieser Welt aufzumachen. Sind die Kinder dazu in der Lage? Genaue Antwort auf diese Frage kenne ich nicht. Aber ihnen in die Augen schauend erfüllt mich die Hoffnung auf eine viel hellere Zukunft, und man möchte ihnen dabei auf diesem nicht leichten, aber tugendhaften Weg helfen. Und damit wir in der Lage sind, unseren Kindern auf ihrem Pfad des Lebens und der Entwicklung zu helfen, müssen wir selbst ständig bereit sein, Neues zu lernen, damit wir jedes mal in der Lage wären, unsere Einschränkungen erfolgreich überwinden zu können.
Verfasst von 2-fachen Mutter und Yogalehrerin Maria Antonova.
OUM.RU und
Vedische Grundlagen – Gesunde und bewusste Lebensweise