Die Vipassana 11.11.2016 – 21.11.2016; verfasst von Gleb Mazin
Einleitung
Zu Beginn würde ich gerne allen Lehrern und Yogalehrern danken, die diese Veranstaltung organisiert haben, Andrej Verba und alle Mitglieder des Clubs OUM.RU, für das Ermöglichen dieser einzigartigen Gelegenheit und Methode.
Ich heiße Gleb und bin 24 Jahre alt. Zurzeit lerne/arbeite ich in Tschechien. Ich fing vor vier Jahren an, mich für verschiedene Techniken der Selbstvervollkommung zu interessieren. Dann, im 2. Semester in der Universität, hielt man für uns eine Vorlesung über Philosophie, und als es zur Lehre Buddhas kam, ist irgendetwas bei mir aufgeleuchtet, als ich darüber erfahren habe. Später lernte ich dank Julia Kos und Marina Lysyak den Club OUM.RU und die Videos von Andrej Verba kennen, was eine noch tiefere innere Bestätigung und Interesse zum Yoga auf erwachsene Art hervorgerufen hat.
Schon drei Jahre lang gebe ich mir Mühe bewusst zu leben und Yoga zu praktizieren. Ich kann nicht sagen, dass ich ständig praktiziere, meine Praxis verläuft in Zeitabschnitten. Und eben diese Periodizität war das wichtigste Motiv, eine Vipassana zu machen, sozusagen, an sich zu arbeiten und eine bestimmte Erfahrung zu sammeln. Ich dachte lange nach über die Teilnahme an der Vipassana, konnte mich lange nicht entscheiden und siehe da, unerwartet bekam ich wörtlich vor einigen Tagen mit, dass nicht weit von Tschechien so eine Veranstaltung stattfindet. Ich dachte: „Wann werde ich noch so eine Gelegenheit bekommen?“, und die Entscheidung wegen der Teilnahme ist sofort gefallen.
Das Absolvieren der Vipassana
Ich gebe zu, dass es eine gewisse Erwartung an „himmlischen“ Erfahrungen, leuchtenden Erlebnissen usw. gab. Aber zum Ende des ersten Tages wurde klar, dass es keine „Feuerwerke“ geben wird.
Die ersten zwei Tage waren ein gewisser Schock. Der Verstand wütete, verzichtete darauf, sich länger zu konzentrieren, bot viele Alternativen an, die man statt der Praxis machen könnte. Es gab einen fortwährenden Kampf mit sich selbst. Aus 2 Stunden Meditation gelang es nur die ersten 20-30 Minuten die Konzentration zu behalten, die restliche Zeit wurde zur Askese. Mir half die Motivation, dass durch diese Askese ich besser werde, geduldiger, und Eifer kultiviere – das „Fundament“ für die nächsten Tage schaffe.
Am dritten und vierten Tag hat sich der Verstand mehr oder weniger daran gewöhnt, es wurde ein bisschen leichter, die Fähigkeit zur Konzentration verbesserte sich leicht, aber nichtsdestotrotz, dominierte die Askese. Aber auch das Aushalten der Askese wurde leicht verstärkt. Der Zustand des Verstands wurde friedlich und ruhig im Vergleich zu den vorherigen Tagen. Nach und nach zeigten sich „Tendenzen“ des Verstands auf. Eine von diesen war z. B. die Tendenz „alles und sofort“ in der Praxis zu erhalten – in einer kurzen Zeit das Maximum des Resultats zu bekommen. Es ist klar, dass es so etwas nicht gibt. Aus diesem Grund, tauchte von Zeit zu Zeit Apathie, Gejammer und Kasteiung auf, nach dem Motto „ich kann nichts, der Körper tut weh, ich bin für nichts zu gebrauchen“ usw.
Verstehend, dass ich auf diese Weise nicht lange durchhalte, hörte ich auf, in den ersten 20 Minuten „Gas zu geben“, und baute nach und nach Bemühen auf. Das hat mich sehr weiter gebracht und am fünften und sechsten Tag machte ich Fortschritte in der Praxis. Ich fing an, den Inhalt meiner inneren Welt kennenzulernen.
„Wir sind bis zu einem gewissen Grad ein Produkt der modernen Gesellschaft“ – Sagte zu uns einer der Lehrer, und dieser Satz beschreibt wunderbar die Erfahrung der Beobachtung der inneren Welt: Filme, Musik, Internetseiten, Bilder, Videos, Werbung und der andere ähnliche Müll. Von Tag zu Tag musste ich durch ähnliche Müllhalde gehen. Interessant war die Beobachtung, dass alle diese Sinnbilder und Erinnerungen in der Zeit zurückgespult wurden.
Und langsam aber sicher wurde die Praxis zum sechsten, siebten und achten Tag besser. Es gelang länger, den Verstand auf der Konzentration zu behalten, sich mit ihm „abzusprechen“. Am sechsten Tag hatte ich eine erste interessante Erfahrung: Beim abendlichen Spaziergang hat mich unerwartet ein vorbeilaufender Fuchs erschrocken und im Angstzeitpunkt habe ich deutlich gefühlt, wie „etwas“ aus der Brust runter zum Bauchbereich ging und ebenda „ausgelaufen ist“. Und am siebten Tag hat sich das Niveau der Praxis plötztlich gesunken: die Konzentration verschlechterte sich, es tauchte Müdigkeit, Faulheit und Apathie auf. So bestätigte ich für mich die Richtigkeit der Theorie über Chakren und andere energetische Kanäle, wie durch diese Verlust der Energie geschieht durch die einen oder anderen Emotionen und Gefühle. Das freute mich sehr – das, worüber ich mehrmals von verschiedenen Lehrern und Lektoren gehört hatte, wurde endlich aus Theorie zur eigenen Erfahrung.
Am neunten und zehnten Tag gab es einen Durchbruch in Eifer und Hartnäckigkeit. Der Lehrer motivierte uns großartig: „Versucht nicht für euch zu praktizieren, sondern für eure Nächsten, Freunde, Bekannte… für alle lebenden Wesen. Für wen was aktuell ist.“ Mit so einer Einstellung achtete ich nicht darauf, wie Stunden vergingen, der Körper und der Verstand ermüdeten nicht und waren in einem guten Arbeitszustand.
Fazit
Das waren wahrscheinlich die schwierigsten und interessantesten Tage im ganzen Leben. Abgesehen davon, dass es keine „Feuerwerke“ gab, geschah vieles im Inneren. Der Kampf mit einem selbst, mit den Gedanken, mit den Begierden.
Erstaunlich wie eng der Verstand mit dem Körper verbunden ist und gleichzeitig, wie der Körper direkt auf die Arbeit des Verstands wirkt. Die Lehrer der Vergangenheit boten folgenden Vergleich an: „Der Verstand und der Körper ist wie Wasser im Glas.“ Wenn du das Glas schüttelst, wird das Wasser darin ebenfalls bewegt. In Wirklichkeit, wenn man lange versucht mit geradem Rücken zu sitzen, entstehen Spannungen im Körper, die später auf den Verstand „drücken“. Sobald man diese Spannung loslässt, sich entspannt, beruhigt sich der Verstand sofort. Andererseits, „lagern“ sich alle unsere Blockaden und heftige Ideen im Körper ab und schaffen Spannungen. Sobald man auch diese loslässt, vergehen die dementsprechenden Spannungen im Körper. Ebenso erinnere ich mich, wie nach dem Schweigen während des gesamten Retreats in den ersten Minuten des Sprechens die Stimme wörtlich über den ganzen Körper geläutet hat. Nicht einfach so hatten die Weisen der Vorzeit so eine Kraft in der Stimme, dass sie durch ihr Wort segnen oder verfluchen konnten. Die vorliegende Erfahrung dient zur Bestätigung dessen.
Ich wollte noch einmal auf die Motivation zurückkommen. Es ist nicht wichtig, wie gut wir Asanas ausführen, wie lange wir in der Meditation mit geradem Rücken durchsitzen können, oder wie viele spirituelle Erfahrungen man gemacht hat. Wenn bei der Praxis Nettigkeit, Mitgefühl, Geduld und Ehrfurcht zur Umwelt sich erhöht, ist das ein wahres Kriterium für den Fortschritt. Denn alle diese Techniken wurden genau dafür weitergegeben. Und wenn sich Nettigkeit, Liebe und Mitgefühl vergrößern, wird das Universum sicher auf gleiche Art antworten.
Jetzt, allenfalls wird so eine Art der eigenen Erfahrung für mich das grundlegende Kriterium für die Überprüfung des einen oder anderen Wissens sein. Denn was nützt Wissen, wenn es sich nicht praktisch bestätigen lässt?
Ich hoffe, dass alles oben Verfasste für den Leser Nutzen bringen wird.
Zum Schluss äußere ich einen maßlosen Dank und Aufrichtigkeit allen Lehrern der Vergangenheit, für die weitergegebenen Praktiken und Lehren. OM!
Mehr zu Vipassana mit der Yogaschule Minz findest Du auf unserer Homepage in der Rubrik Veranstaltungen.
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