Der Wille manifestiert sich, wenn Energie zurückgehalten wird und sich unter Kontrolle befindet. Es gibt einen Ort im menschlichen Wesen, wo die Lebensenergie konzentriert ist und von wo sie verteilt wird. Das ist eine sehr kleine Zone, in deren Feld man die ganze menschliche Energie verwalten kann. Diese Zone ist von einer Unmenge von Türen umgeben. Hinter jeder dieser Türen öffnet sich ein Weg, ein bestimmter Sektor eines gerichteten Denkens, der Gefühle und Handlungen, auf die unbedingt die Reaktionen des Unendlichen folgen (das Karma).
Bei einem “normalen” Menschen sind dieser Türen in der Regel weit offen und schwingen frei den Winden des äußeren Willens ausgesetzt, der die Kraft sammelt. Die Aufmerksamkeit eines solchen Menschen vergleicht man im Osten mit einer Wolke, die sich von einer Tür zur anderen bewegt, angetrieben von den Winden der öffentlichen Meinung, des Prestigedenkens, der Werbung, der eigenen Ambitionen, der Schwächen, der Gewohnheiten und anderer “Parasiten”.
Jedoch – wo die Aufmerksamkeit, dort die Kraft…Dort ist euer Leben und euer Geld. Der, der die Aufmerksamkeit steuert, ist der wahre Herr. Seinem Willen gehorcht die Kraft.
Die Freiheit in dieser Situation wird durch eine bewusste Kontrolle der eigenen Türen erreicht. Der wahre Herr entscheidet bewusst, wo, wann und wie weit er die Tür öffnet, die Intensität des Flusses im Sektor der Handlung stets beherrschend. Sein Wille manifestiert sich nur dann, wenn die Türen in Demut kontrolliert geschlossen sind oder leicht offen auf eine bestimmte, aufgabenbezogene Weite. Die Kraft seines Geistes hält die Türen in einer bestimmten Position, die unabhängig von den äußeren Gefühlseinflüssen ist.
Nur bei einer Kontrolle dieser Türen manifestiert sich der Wille und die Kraft des Geistes wächst. Wenn ihr Potential groß wird, dann bringt eine mit Absicht geöffnete Tür unverzüglich das gewünschte Resultat. Vielleicht glaubt jemand an so ein Effekt nur schwer, dieses magische Gesetz arbeitet aber so genau, wie das Gravitationsgesetz.
Je mehr das Potential der akkumulierten Kraft des Geistes, desto schneller kommt es zum gewünschten Resultat. Jeder der die Kraft des Willens bewahrt und im Geiste lebt, kann das aus seiner eigenen Erfahrung sagen.
Von der Art der Zurückhaltung und der Demut hängt die Ebene der Wahrhaften Freiheit des Geistes ab.
Der Fehler kann nur in einem liegen – dem Versuch demütig zu sein, um ein konkretes materielles Ziel zu erreichen. Den die Kraft kann man nicht täuschen. Sie reagiert nur auf die tatsächliche Lage der Dinge. Wenn man geistige Heldentaten vollführt und dabei einen geheimen Wunsch über ein konkretes Ziel hegt, wird sich dieses konkrete Ziel immer unter dem äußeren Ziel des geistigen Fortschritts befinden. Die Kraft der Einheit wird aber immer “die Wurzel sehen”, weil sie die Verkörperung der gesamten energetischen Verbindungen ist. Von ihr bekommt man aber nur das, wogegen man sich bereits die Immunität eines begierdefreien Bezugs aufgebaut hat. Das, was man bereits mit Gleichgültigkeit betrachtet. Das, mit dessen Fehlen sie sich bereits abgefunden haben.
Das Vorhandensein eines Zieles setzt einen Wunsch voraus. Für das Erreichen eines Zieles auf eine übliche, für alle Menschen angemessene Weise, ist das Vorhandensein eines Wunsches vollkommen notwendig. Aber der Wunsch wird zu einem Problem, wenn die Rede um eine magische Realisation geht.
Aus dem Buch von Andrey Lappa: Yoga – die Tradition der Vereinigung